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DR. KLAUS RENOLDNER
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Excellenzen, sehr geehrte Damen und Herren!
Am heutigen Gedenktag spreche ich als Arzt zu Ihnen. Es gibt nämlich einen besonderen Grund, warum wir Ärztinnen und Ärzte für ein Verbot von Atomwaffen und allen Massenvernichtungswaffen aufrufen. Es gibt eine längere Tradition, dass Ärzte Ihre Stimme gegen die kriminellen »Waffen des Terrors« erheben. Schon bald nach den schrecklichen Ereignissen der Bombardierung Hiroshimas und Nagasakis war es der berühmte französische Arzt Dr. Albert Schweitzer, der sich für ein Nuklearwaffenverbot aussprach, dann die australische Kinderärztin Helen Caldicott, und 1980 gründete der Harvard-Professor und Kardiologe Bernard Lown gemeinsam mit seinem russischen Kollegen Jewgenij Tschasow die IPPNW: International Physicians for The Prevention of Nuclear War.
Nuklearwaffen sind Massenvernichtungswaffen, die mit einem Schlag hunderttausende Menschen töten können, wie wir an Hiroshima gelernt haben. Und heutige Nuklearwaffen könnten sogar Millionen Menschen auf einmal töten, unschuldige Zivilisten, Frauen und Kinder. Schon Hans Blix, der frühere Direktor der Internationalen Atomenergie-Agentur sagte in seinem berühmten Bericht über Massenvernichtungswaffen: Es sind Waffen des Terrors, egal in wessen Händen sie sind.
Wir wissen von den zerstörerischen Auswirkungen der Nuklearwaffen, und als Arzt kann ich Ihnen bestätigen, dass es dagegen keine spezielle Behandlung gibt. Daher ist die einzig logische sinnvolle Maßnahme Vorbeugung, und das heißt eine Vernichtung aller Nuklearwaffen und ein Verbot.
Um Ihnen eine Idee von der Zerstörungskraft zu geben, möchte ich Sie einladen, sich folgendes vorzustellen: Die Hiroshimabombe war eine Bombe mit einer Sprengkraft von 20 Kilotonnen. Die atomare Sprengkraft wird in Äquivalenten zu herkömmlichem Sprengstoff angegeben. Stellen Sie sich vor, ich hätte hier in meinen Händen ein Kilogramm Dynamit oder Trinitrotoluol, bekanntlich genug um ein ganzes Auditorium in die Luft zu sprengen. Nun stellen sie sich die tausendfache Menge vor: das ist eine Tonne, tausend solche Tonnen ergeben eine Kilotonne, und zwanzig Kilotonnen war die Sprengkraft von "Little Boy", der Hiroshimabombe. Zur physischen Zerstörung kommt noch die radioaktive Verseuchung, und im Fall eines Nuklearkriegs katastrophale Umweltzerstörung, nuklearer Winter und Hunger.
Da nun aber die Atomwaffen weiterentwickelt wurden, haben wir es heute mit Sprengköpfen von mehreren Kilotonnen Sprengkraft zu tun. Der Großteil von ihnen, wie Sie wissen, in den Händen von USA und Russland, aber auch die anderen drei offiziellen Nuklearmächte Großbritannien, Frankreich und China sowie Israel, Pakistan und Nordkorea, die nicht Mitglieder des Nicht-Verbreitungs-Vertrags sind, besitzen Atomwaffen.
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Wir begrüßen bilaterale Maßnahmen zur Reduktion der Sprengköpfe wie die Verträge SALT und START, die Schaffung der Nuklearwaffen-freien Zonen durch die Verträge von Tlatelolco, Pelindaba und Rarotonga etc.
Wir alle wissen, dass Nuklearwaffen unmoralisch sind. Sie sind nicht verträglich mit Humanitärem recht, sind sehr gefährlich und teuer. Ihre Existenz hilft niemandem. Sie zerstören nur oder drohen, zu zerstören, gefährden den Frieden und schaffen eine Atmosphäre der Angst. Es sind Waffen des Massenmords und des Genozids. Sie können uns nicht vor Terrorismus schützen; im Gegenteil: Je länger diese Waffen existieren, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Terroristen in ihren Besitz kommen. Die Idee, Nuklearwaffen seien ein nützliches Abschreckungsmittel, ist nicht nur überholt, sondern auch gefährlich, da sie ja die fortdauernde Existenz von Atomwaffen rechtfertigt. Und je länger die Waffen existieren, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie eines Tages in die Hände von Terroristen gelangen.
Ich möchte die Bemühungen einiger hervorragender Persönlichkeiten der Diplomatie um Nuklearwaffenabrüstung anerkennen und würdigen. Der mexikanische Außenminister Robles, Bürgermeister Akiba von Hiroshima, der kanadische Senator Douglas Roche, der unter uns anwesende mongolische Botschafter Enkhsaikhan und viele andere gehören dazu.
Doch all Ihre und unsere Bemühungen waren noch nicht ausreichend, um jene kritische Kraft und Masse zu erreichen, die für ein internationales Verbot reicht. IPPNW, IALANA, unsere Schwesterorganisation internationaler Juristen für nukleare Abrüstung, und INESAP, die entsprechende Organisation der Ingenieure und Nuklearphysiker, haben den Vereinten Nationen erstmals 1997 und überarbeitet 2007einen Vertragsentwurf über ein Nuklearwaffenverbot vorgelegt, die Model Nuclear Weapons Convention mit entsprechenden Hinweisen über Kontroll- und Verifizierungsmaßnahmen.
Wir wissen, dass eine große Mehrheit der Weltbevölkerung ein Verbot will. Schließlich haben sich alle Unterzeichnerstaaten des Nicht-Verbreitungs-Vertrags und auch die fünf Nuklearwaffenstaaten des Vertrags in Artikel 6 NPT zur totalen Abrüstung verpflichtet.
Der Bescheid des Internationalen Gerichtshof vom Jahr 1996, die so genannte Advisory Opinion, ist zumindest ein Teilerfolg weltweiter Bemühungen und verweist auf diese Verpflichtung.
Zwischen 1988 und 1996 hatte die IPPNW eine weltweite Protestkampagne gegen Atomtests. Wir protestierten mit Protestbriefen und Faxen "ärztlicher Verordnungen: Stop Nuclear Testing!" nach jedem Test bei den zuständigen Botschaften. Dann war es so weit: Sie können sich vorstellen, dass es mir eine Freude war, hier in Wien bei der Eröffnung der CTBTO dabei zu sein. Es fehlen zwar noch die Unterschriften und Ratifizierungen in einigen Staaten, aber der richtige Weg wurde eingeschlagen.
All dies sind konstruktive Entwicklungen und Zeichen der Hoffnung. Wir müssen diesen Weg weitergehen, bis wir das Ziel einer Atomwaffen-freien Welt erreicht haben. Es ist höchste Zeit. Es ist für die Zukunft unserer Kinder und Enkel.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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